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Weinbauverband: „Das ist schon dramatisch“

Weinbau bei sich verändernden klimatischen Bedingungen: Was bedeutet das für den heimischen Wein? Wie kann man darauf reagieren? Muss / kann man bewässern? Muss man auf andere Rebsorten umstellen? Und ergeben sich vielleicht auch neue Chancen? Gespräche mit einem burgenländischen Winzer und dem Geschäftsführer des oberösterreichischen Weinbauvereins.

Der ehemalige Weinjournalist Klaus Stumvoll ist Referent für Gartenbau & Weinbau bei der Landwirtschaftskammer Oberösterreich und Geschäftsführer des Weinbauverbands Oberösterreich im Gespräch mit der plus.punkt-Redaktion.

Thomas Vierich (plus.punkt): Seit wann gibt es Weinbau in Oberösterreich?

Klaus Stumvoll: Um 2000 begannen die ersten Idealisten professionell Wein in der Fläche anzubauen. Vorher spielte sich das eher im experimentellen Liebhaberbereich ab. 2003 hatten wir drei Hektar, heute sind es rund 100 Hektar, vor allem im Zentralraum Linz-Wels-Steyr, entlang der Donau. Aber es gibt auch Flächen im Innviertel an der bayerischen Grenze bis runter an die niederösterreichische Grenze.

Und was steht auf den Flaschen drauf?

Hängt vom Winzer ab. Grundsätzlich gehört Oberösterreich zum „Bergland“. Da wird Oberösterreich, Salzburg, Kärnten, Tirol und Vorarlberg zusammengefasst. Bei den Qualitätsweinen darf auch Oberösterreich draufstehen.

Was für Sorten bauen Sie an?

Wir haben ungefähr 70 verschiedene Rebsorten. Manches davon experimentell, vieles auch im Tafeltraubenbereich. Der Grüne Veltliner überwiegt mit 12 Hektar, zwei Drittel sind Weißweine. Ein Drittel der Rebfläche sind PiWi-Sorten. Da sind wir in Österreich absoluter Spitzenreiter. Das ist natürlich auch den klimatischen Bedingungen geschuldet.

Also es ist schon noch eine Herausforderung in Oberösterreich Wein anzubauen?

Natürlich. Das geht auch nicht überall. Die Spätfröste heuer im Frühjahr haben uns einmal mehr unsere Grenzen aufgezeigt. Aber die Klimaveränderung spielt uns in die Karten. Trotzdem sind wir immer noch in einem Grenzweinbaugebiet unterwegs. Deshalb müssen wir aufgrund der hohen Niederschläge zum Beispiel mit dem Mehltau kämpfen. Auch deshalb ist PiWi so ein Thema.

Warum tut man sich das überhaupt an? Weil man die Herausforderung sucht? Weil es sich finanziell lohnt?

Das zieht sich quer durch. Da gibt es auch Quereinsteiger. Manche alteingesessenen Betriebe haben einfach erkannt, dass sie gut geeignete, südlich ausgerichtete Flächen haben. Der Reiz des Neuen spielt sicher auch eine Rolle. Die junge Generation hat Weinbau in Klosterneuburg studiert und stellt jetzt den elterlichen Betrieb auf Weinbau um. Oder man ergänzt den Mostbetrieb mit Weinbau.

Und da gibt es tatsächlich Lagen, die hätte man vor fünfzig Jahren noch nicht bewirtschaften können? Und jetzt aufgrund der Klimaveränderung geht das?

Völlig korrekt. Natürlich bekomme ich auch immer wieder Anfragen von Landwirten, die haben da einen Hang und wissen nicht, was sie dort anbauen sollen und fragen, ob sie dort Wein anbauen können. Das ist natürlich oft illusorisch.

Klaus Stumvoll, GF des Oberösterreichischen Weinbauverbandes © Die OÖ Winzer

Es wird ja nicht nur in Oberösterreich seit Kurzem Wein angebaut. Das geht jetzt auch in Dänemark, Polen, Südengland.

Der Weinbau rückt nach Norden. Auch die Belgier haben damit angefangen.

Umgekehrt: Rückt er aus dem Süden weg? Ich weiß, dass der Riesling in hohen Lagen in der Wachau Schwierigkeiten wegen der Hitze und Trockenheit bekommt. Muss man sich Sorgen um den Weinbau in Griechenland, Spanien oder Italien machen? Oder bei uns?

Da kommt es auf die Sorten an. Es gibt bei uns durchaus Stimmen, die sagen, der Grüne Veltliner hat ein Ablaufdatum, den wird es in fünfzig Jahren nicht mehr geben. Die Weinbaupolitik dementiert das. Ich glaube, dass wir sehr wohl aufgrund der Klimaveränderungen Probleme bekommen.

Und dagegen kann man nichts machen?

Doch. Man muss die Sorten umstellen. Syrah oder Grenache statt Blaufränkisch anpflanzen, der verträgt Hitze und Trockenheit sehr gut. Das tut er seit Jahrhundert im Süden.

Gibt es auch hitzeverträglichen Weißwein?

Sicher. Aber die sind von der Charakteristik ganz anders als das, was wir von unseren gewohnt sind. Ich war heuer in Ungarn am Plattensee, da haben die heuer schon Anfang August mit der Lese begonnen! Die sind natürlich auch alle unglücklich. Die ungarischen Weißweine sind viel breiter als unsere, mit viel weniger Säure. Kann man mit einem Veltliner oder einem deutschen Riesling nicht vergleichen.

Können wir bei der Säure nachhelfen?

Rein technisch ist das möglich. Aber ob das Ergebnis befriedigend ist? Und ob das rechtlich erlaubt ist, ist wieder eine andere Geschichte. Man darf das unter bestimmten Umständen. Das ist aber alles suboptimal.

Wie sieht es mit Bewässern aus?

Da gibt es im Traisental ein Riesenprojekt vom Markus Huber. Die wollen 200 Hektar Rebfläche bewässern. Da werden Kanäle von der Donau ins Traisental verlegt.

Ist das nicht auch suboptimal?

Nein. Das ist im Grunde nur ein simulierter Regen. Das wird ganz sparsam mit Tröpfchenbewässerung gemacht. Das verursacht keinen nachhaltigen Schaden für die Umwelt und ist auch erlaubt, wenn man die Möglichkeiten hat, wenn es natürliche Wasserquellen in der Nähe gibt. Grundsätzlich ist die Rebe ja eine sehr trockenresistente Pflanze. Und die müssen wir jetzt trotzdem bewässern, weil im Sommer wochenlang der Regen ausbleibt. Das ist schon dramatisch und gibt einem zu denken.

Das kostet ja auch viel Geld.

Ja. Das schafft man nur gemeinsam. Da werden Bewässerungsgenossenschaften gegründet.

Wird deshalb auch der Wein teurer werden müssen?

Puh. In Anbetracht der internationalen Weinschwemme weiß ich nicht, ob da noch viel Spielraum nach oben ist. Bewässern tut man nur, um das Risiko zu minimieren. Ich habe gerade mit einem Weinviertler Winzer telefoniert, der hat heuer fünfzig Prozent weniger gelesen. Das bedeutet fünfzig Prozent weniger Einkommen. Erst sind ihm die Blüten erfroren, dann kam noch Hagel dazu. Und später sind ihm die Beeren vertrocknet. Auf der anderen Seite ist das, was man ernten kann, von hervorragender Qualität. Es gab auch wegen der Trockenheit heuer keinen Krankheitsdruck.

Vermutlich leidet unter den klimatischen Verhältnissen der Rotwein weniger als der Weißwein, oder?

Also in Oberösterreich ist die Qualität beim Rotwein sehr gut. Wir haben ja grundsätzlich weniger Probleme mit der Säure, dafür eher mit dem Zucker. Unsere Reifegrade werde nie so hoch wie in anderen Regionen. Dafür haben wir eine Pikanz, um die uns andere Regionen wieder beneiden.

Sie haben dann halt doch immer noch eine kalte Nacht, wenigstens ab und zu.

Ja. Auch wir hatten bei uns im Sommer wochenlang Temperaturen von mehr als dreißig Grad. Aber in der Nacht hat es dann doch auf 16 Grad abgekühlt. In den traditionellen Weinbaugebieten waren es selten weniger als 20 Grad. Das macht einen großen Unterschied.

Wie gut verkauft sich oberösterreichsicher Wein?

Den trinken wir überwiegend selbst. Der Anteil unserer Rebflächen am österreichischen Gesamtbestand macht gerade einmal 0,2 Prozent aus. Der wird in Buschenschanken und Heurigen ausgeschenkt. Die erfreuen sich großer Beliebtheit bei Einheimischen und bei Touristen. Und das ist dann auch ein gutes Geschäft.

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Text: Thomas Askan Vierich
Bild: © Die OÖ Winzer – www.ooe-winzer.at
12. Dezember 2024
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