Eigentlich fischen er und seine Kollegen von den 7 Top.Hotels Mühlviertel im selben Gäste-Teich – daraus macht Direktor Karl Schmalzer vom Spa Hotel Bründl kein Hehl. Dennoch arbeitet man in einigen Bereichen eng zusammen, um die Betriebe und die gesamte Region im nördlichen Oberösterreich voranzubringen. Einer dieser Bereiche ist die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter. Dafür hat man eine eigene „7 Top.Hotels Akademie“ geschaffen – mit großem Erfolg, wie Schmalzer im plus.punkt-Interview berichtet.
HERR SCHMALZER, ES GIBT IM TOURISMUSBEREICH VIELE MARKETING-ZUSAMMENSCHLÜSSE. DOCH DIE „7 TOP.HOTELS MÜHLVIERTEL“ SIND EINEN SCHRITT WEITERGEGANGEN. WARUM?
Karl Schmalzer: Uns hat nie in erster Linie das Marketing getrieben. Wir haben 2011 entsprechend dem Credo „Gemeinsam sind wir stärker als allein“ einfach mal geschaut, wo wir gleiche Herausforderungen haben und Synergieeffekte erzielen können. Das waren vor allem der Wareneinkauf und der Mitarbeiter-Bereich. Was den Einkauf betrifft, haben wir rasch die HOGAST an Bord geholt, die sich als sehr guter und kompetenter Partner erwiesen hat. Denn jeder von uns hat Aufzüge und Brandschutztüren, jeder hat einen Wellnessbereich, für den man bestimmte Produkte benötigt, und natürlich gibt es auch im F&B-Bereich viele Möglichkeiten, den Bedarf zu bündeln. Auf der anderen Seite gibt es seit 2012 die gemeinsame Mitarbeiterakademie. Denn als Gruppe haben wir 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie 60 Lehrlinge und können damit ganz andere Seminare anbieten, als wenn jeder allein herumwurschteln würde.
DASS DIE MITARBEITER-QUALIFIKATION EIN WICHTIGER ASPEKT DER ZUSAMMENARBEIT IST, HAT SICH DAS SCHON IN DEN VORGESPRÄCHEN UND DER GRÜNDUNGSPHASE DER 7 TOP.HOTELS HERAUSKRISTALLISIERT?
Es hat bereits jeder für sich die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter forciert, weil sich die schwierige Entwicklung am touristischen Arbeitsmarkt schon damals abgezeichnet hat. Umso mehr war es wichtig, sich einen Ruf als attraktiver Arbeitgeber zu erarbeiten, und das gelingt gemeinsam besser. Das Geld ist, was diesen Ruf betrifft, nicht der ausschlaggebende Faktor – es geht um Teamgeist, Flexibilität und die Möglichkeit für den Einzelnen, sich zu entfalten. Darauf legen wir nach wie vor viel Wert und wir sind auch ein bisschen stolz auf das, was wir erreicht haben. Denn jammern allein bringt uns nicht weiter, man muss auch was tun.
KOLLEGEN, DIE SICH IHRE AKADEMIE ANSEHEN, WÜRDEN VIELLEICHT KRITISIEREN, DASS ES ZWAR EINE WUNDERBARE SACHE IST, DEN MITARBEITERINNEN UND MITARBEITERN FORTBILDUNGEN ZU ERMÖGLICHEN, MAN DIE MENSCHEN ABER ZUNÄCHST EINMAL MOTIVIEREN MÜSSTE, IN EINEN TOURISMUS-BERUF EINZUSTEIGEN.
Völlig richtig. Aber genau da hilft uns die junge Generation, die gerne in unseren Betrieben arbeitet. Denn die Mitarbeiter sprechen dann mit ihren Freunden und ihrer Familie über die Kurse, was sie dort gelernt haben, und sind dadurch Botschafter für unsere Betriebe und unsere Branche. Diese Art der Imageverbesserung hilft uns sehr – wir im Bründl zum Beispiel haben schon Anfang März die Praktikanten und Ferialmitarbeiter für den Sommer fixiert. Die freie Lehrstelle ist ebenfalls schon vergeben.
IST DIESE JUNGE GENERATION DAS HAUPTZIELPUBLIKUM DER AKADEMIE?
Nicht nur, wir haben in allen unseren Häusern und allen Abteilungen einen Mix aus jüngeren und älteren Kollegen und für alle gibt es Möglichkeiten der Weiterentwicklung. Weiters beteiligen wir uns an Berufsinformationstagen und „Girls’ Days“ mit Hausführungen, um den jungen Menschen unsere Branche vorzustellen.
MAN MUSS ALSO ANGEBOTE HABEN, DIE FÜR EINEN LEHRLING GENAUSO INTERESSANT SIND WIE FÜR EINEN ALTGEDIENTEN MITARBEITER – UND AUCH ALLE BEREICHE DES HOTELS BEDIENEN?
Da hat es zuletzt eine Änderung gegeben: Früher haben wir uns als Direktoren die Themen überlegt. Für das Programm im Jahr 2017 haben wir eine Befragung durch einen externen Partner durchführen lassen, um festzustellen, was unseren Mitarbeitern besonders wichtig ist. Natürlich muss man hier auch einen gemeinsamen Nenner finden, aber das ist uns, glaube ich, gut gelungen. Eine zweite wichtige Neuerung: Früher waren die Fortbildungen Freizeit, jetzt haben wir beschlossen, dass die Kurse Dienstzeit sind, um einen zusätzlichen Anreiz zu schaffen.
DABEI IST DIE MITARBEITERAKADEMIE JA SCHON VORHER HERVORRAGEND ANGENOMMEN WORDEN. IM VORJAHR WAREN 270 TEILNEHMER, ALSO MEHR ALS DIE HÄLFTE ALLER IHRER MITARBEITER, IN KURSEN.
Prinzipiell sind wir mit dem zweigleisigen Angebot, fachliche Weiterentwicklung auf der einen und persönliche Weiterentwicklung auf der anderen Seite, immer gut gefahren. Aber es gibt auch immer Verbesserungsmöglichkeiten. Unsere Intention in der Gruppe ist: Wenn wir etwas machen, machen wir es g’scheit. Dafür, das muss man schon sagen, muss man auch Geld in die Hand nehmen. Denn wir zahlen den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern alle Kurse. Aber das ist es uns wert, denn das Personal ist ein Grundpfeiler, um den Gästen die Qualität bieten zu können, die wir ihnen bieten wollen.
GIBT ES BESONDERS POPULÄRE THEMEN, BEI DENEN DIE NACHFRAGE DIE PLATZKAPAZITÄT IN DEN SEMINAREN ÜBERSTEIGT?
Sehr populär sind immer Küchen-Seminare und auch die „Teamtage“ – da kann nicht jeder jedes Jahr dabei sein. Umgekehrt gibt es aber auch trockenere Themen, wo der Andrang nicht so groß ist. Dort sind wir dann auch offen für Interessierte, die nicht in unseren Betrieben oder nicht einmal im Tourismus arbeiten. Wir haben sogar die Erfahrung gemacht, dass es ganz interessant ist, sich mit Leuten aus anderen Branchen zu mischen.
DAS BEDEUTET DANN JA EINE INFRASTRUKTUR-VERBESSERUNG FÜR DIE GANZE REGION?
Das ist sicher so. Unser Bezirk Urfahr Umgebung ist ein klassischer Pendler-Bezirk. Aber auch hier gilt: Nicht jammern, sondern etwas tun. Man muss Arbeitsplätze schaffen und man muss diese Arbeitsplätze interessant machen.
WELCHE PLÄNE HABEN SIE IN ZUKUNFT FÜR DIE MITARBEITERAKADEMIE?
Unsere Schulungen haben mittlerweile einen sehr guten Ruf. Das hat zur Folge, dass sich potenzielle Trainer selber anbieten und wir uns die jeweils geeignetsten, vorzugsweise natürlich aus unserer Region, aussuchen können. Aber wir könnten uns natürlich beispielsweise anschauen, ob wir auch in diesem Bereich mit der HOGAST zusammenarbeiten können. Schon jetzt ist es so, dass wir immer wieder zu HOGAST-Veranstaltungen fahren und von dort interessante Themen für unsere Kurse mitnehmen. Viele weitere Themen ergeben sich von selbst, weil unsere Branche sehr dynamisch ist, wie auch unsere Region. Das Mühlviertel ist eine Bio-Region mit vielen kleinen Produzenten, vom Bier bis zu landwirtschaftlichen Produkten. Das alles sind potenzielle Kursinhalte.
DA SIE IHRE MITARBEITERAKADEMIE ÜBER UNSER MITGLIEDERMAGAZIN NOCH BEKANNTER MACHEN, WÜNSCHEN SIE SICH NACHAHMER?
Ich kann nur empfehlen, ein großes Augenmerk auf die Aus- und Weiterbildung zu legen. Und ich empfehle auch, vom Konkurrenzdenken wegzukommen. Es bringt nichts, immer nur auf die Speisekarte des anderen zu schielen und Sachen, die er um 3,50 Euro verkauft, um 3,40 anzubieten. Das hilft niemandem. Stattdessen sollte man dort, wo eine Zusammenarbeit möglich und sinnvoll ist, auch zusammenarbeiten.
Titelbild: Neumayr/Leo
31. Mai 2017
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