Selten war ein Powertag so emotional wie der diesjährige. Bodo Janssen berührte das Publikum auf eine unvergleichliche Weise und regte zum Nachdenken an. Dabei zog sich vor allem ein Thema wie ein roter Faden durch die Veranstaltung: Wertschätzung. Der CEO der Upstalsboom-Hotelgruppe sieht darin die Lösung für viele der aktuellen Herausforderungen und er erinnerte die Hoteliers daran, dass es in ihrer Natur liegt, hervorragend mit Menschen zu interagieren. „Wir vergessen nur manchmal, dass in den Kreis der Menschen nicht nur die Gäste, sondern auch die Mitarbeiter gehören.“
Wie es gelingt, den Beschäftigten dieselbe Anerkennung zu zeigen wie den Gästen und wie es ein Unternehmen schafft, ein „Miteinander“ in ein „Füreinander“ zu verwandeln, das zeigte er eindrücklich anhand seines persönlichen Wachstums.
Von Wertschätzung habe er lange keine Ahnung gehabt, ließ Bodo Janssen tief in sein früheres Ich blicken. Er berichtete davon, wie er als 33-Jähriger – nachdem sein Vater bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen war – plötzlich 350 Mitarbeiter und eine Reihe von Hotels und Ferienwohnungen managen musste. Eine gewaltige Aufgabe, die ihm Angst bereitete: „Ich saß auf einem Bürostuhl, der viel zu groß für mich war.“ Der Angst begegnete er auf seine ganz eigene Art: Er schuf Strukturen, gestaltete Prozesse und entwickelte ein Managementsystem, das ihm das Gefühl von Kontrolle vermittelte. Mit Erfolg: Die Qualität und der Umsatz stiegen und die Gästezufriedenheit wuchs. Eines aber verlor er aus dem Blick: die Mitarbeiter. Sie verließen das Unternehmen nach und nach. Plötzlich ging die Rechnung nicht mehr auf; „wir konnten nicht mehr das umsetzen, was wir umsetzen wollten, weil die Mitarbeiter nicht mehr da waren“.
Die Ergebnisse einer Mitarbeiterbefragung fielen enttäuschend aus, mit Noten zwischen 4 und 5 und in einigen Bereichen sogar bis 6. Die Beschäftigten waren unzufrieden mit der Qualität der Arbeitsbedingungen, des Managements sowie der Führung. Besonders eine Aussage stach dabei heraus – die Antwort einiger Mitarbeiter auf die Frage, was sie benötigen, um besser arbeiten zu können: „Einen anderen Chef als Bodo Janssen.“
„Menschen gehen zu einem Unternehmen, aber sie verlassen Menschen. Wer ihnen vorgesetzt ist, hat maßgeblichen Einfluss darauf, ob die Menschen bleiben oder nicht“, so der Chef der Upstalsboom-Gruppe. Zurückblickend zeigt er sich selbstkritisch: „Offensichtlich war ich ein Mensch, der mit seinem Verhalten dazu beigetragen hat, dass die Menschen gegangen sind.“
Ein Hörbuch von Anselm Grün leitete den Wandel ein – bei Bodo Janssen und bei Upstalsboom. Der Unternehmer besuchte ein Seminar des Benediktinerpaters. Vier Sätze, so erzählt er, hätten sein Leben anschließend auf den Kopf gestellt: Nur wer sich selbst führen kann, kann andere führen; Führung ist eine Dienstleistung und kein Privileg; Wer fragt, führt; Reflektion ist produktiver als Aktion.
Das Bewusstsein dafür, dass etwas nicht stimmt, sei der erste entscheidende Schritt; „ich benötigte die Mitarbeiterbefragung, weil ich zu stolz, zu arrogant und zu blind war, um die Probleme nicht im Alltäglichen wahrzunehmen“. Ebenso wichtig sei das Anerkennen sowie das Bekennen, also die Veränderung. Danach komme das Wie. Dies ergebe sich von selbst, „sobald man sich darüber im Klaren ist, wie man führen will“.
Der Upstalsboom-CEO präsentierte den Mitarbeitern die Ergebnisse unzensiert – inklusive der Aussage „Wir brauchen einen anderen Chef als Bodo Janssen“. Er habe sich offenbart, sich schutzlos gezeigt und er habe sich verletzlich gemacht; „und das hat die Menschen auch dazu bewegt, sich zu öffnen und durch das gegenseitige Öffnen ist eine Verbundenheit entstanden“.
Menschen zu stärken sei für ihn wesentlich geworden, so Bodo Janssen. Dass die Beschäftigten abends aufrechter nach Hause gehen als sie morgens gekommen sind, ist für ihn essenziell. Dies gelinge vor allem auch durch das Vertrauen und das Zutrauen seitens der Führungskraft.
Eine Einstellung, die auch verantwortlich dafür ist, dass Upstalsboom keine Probleme damit hat, Stellen zu besetzen und ganz andere junge Menschen erlebt als die, über die aktuell oft negativ gesprochen wird. „Wir machen schon vor der Ausbildung Camps, um herauszufinden, was die Azubis an Talenten und Fähigkeiten mitbringen“, so Bodo Janssen. Es gehe darum, den jungen Menschen zu vermitteln, dass es auf sie ankommt. Und das sei dann der Fall, wenn sie gebraucht werden.
Bis zu seinem 18. Lebensjahr bekomme ein junger Mensch mehrere zehntausendmal gesagt, was er alles nicht kann, so Bodo Janssen. Das, was man den Auszubildenden geben könne, sei der Glaube daran, dass sie es schaffen können, „daraus entsteht Vertrauen“. Vertrauen, das Upstalsboom seinen Auszubildenden regelmäßig auch bei Reisen in herausfordernde Regionen entgegenbringt – alle zwei Jahre findet eine Tour statt, etwa zum Kilimandscharo, in die Arktis oder nach Ruanda.
Seit Bodo Janssen eine Transformation in seinem Unternehmen angestoßen hat, haben sich die Zahlen weiterhin zum Positiven verändert: Der Umsatz hat sich verdreifacht, die Krankheitsquote liegt bei unter einem Prozent, die Fluktuation ist sehr gering und in 9 von 10 Fällen führen die Direktoren eine Warteliste von Menschen, die bei Upstalsboom arbeiten wollen. Das sei nicht sein Verdienst, zeigt sich der Geschäftsführer demütig; „keiner gewinnt alleine“.
Es brauche zudem die Begegnung mit den Menschen, um zu wachsen und um sich zu entwickeln; „und wir haben kaum Einfluss darauf, wem wir begegnen, aber wir haben Einfluss darauf, was wir aus dieser Begegnung machen“. Und das sei Führung. Führung geschehe in der Begegnung und nirgendwo anders, weder am Schreibtisch noch in irgendeinem Konzept.
Eine weitere wichtige Frage, die sich eine Führungskraft stellen sollte: Ist mein Mitarbeiter Mittel oder Zweck? Für ihn seien die Mitarbeiter sehr lange Mittel zum Zweck dafür gewesen, dass es ihm und dem Unternehmen gut gehe, so Bodo Janssen. Ein Fehler, wie sich später herausstellte. „In dem Moment, in dem ich Führung als Mittel zum Zweck dafür betrachte, selbst Karriere zu machen, darf ich mich nicht wundern, dass ich immer wieder auf der Suche nach Mitarbeitern bin.“ In dem Moment aber, in dem man Führung als Mittel zum Zweck dafür betrachte, Menschen zu stärken, dürfe man staunen, wie sehr die Menschen die Nähe suchen.
„Ich kann niemanden glücklich machen, aber in meiner Rolle kann ich die Rahmenbedingungen schaffen, dass sie etwas finden, das sie glücklich und zufrieden macht“, so Bodo Janssen. Es gehe ihm um gesunde Beschäftigte, darum, sie psychisch und physisch zu stärken, das sei die Absicht, mit der er jeden Tag aufstehe.
Der HOGAST-Powertag ist ein bedeutendes Branchentreffen für Persönlichkeitsentwicklung und Führungskräftetraining. In entspannter Atmosphäre kamen auch dieses Mal wieder rund 300 Mitglieder der HOGAST-Unternehmensgruppe und Lieferpartner zusammen, um sich wertvolle Impulse für den Arbeitsalltag zu holen.
Wie die Jahre zuvor fand wieder der beliebte Aussteller-Marktplatz mit HOGAST-Lieferpartnern statt, darunter die Premium-Partner Hagleitner Hygiene und Kröswang.
Eine Neuerung dieses Jahr war das exklusive Pre-Event, zu dem Hagleitner am Vorabend eingeladen hatte. Highlight war die Podiumsdiskussion zum Thema „Ski WM 2025 in Österreich – Impact auf die Branche“ mit Ski Austria Präsidentin Roswitha Stadlober, Tourismus-Chef Saalbach-Hinterglemm Wolfgang Breitfuß und dem Hinterglemmer Hotelier und ÖHV-Landesvertreter Albert Schwaighofer jun.
Weitere Bilder zum Powertag gibt es hier; mehr zu Bodo Janssen lesen Sie hier.
Titelbild: Neumayr Text: Nicole Beuther
4. Juni 2024
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