Nach neun Jahren als HOGAST-Aufsichtsrat und vier Jahren als dessen Vorsitzender hat sich Ing. Walter Veit bei der Generalversammlung im Oktober 2018 offiziell verabschiedet. Er hat die Genossenschaft nachhaltig geprägt und zieht im Interview mit dem plus.punkt Bilanz. Er spricht über Erfolge, Misserfolge und die kommenden Herausforderungen für die Tourismusbranche.
plus.punkt: Herr Veit, fast ein Jahrzehnt in führender Position bei der HOGAST – was ist in dieser Zeit passiert und was waren Ihre persönlichen Meilensteine?
Walter Veit: Ein erster großer Schritt war sicher der Umzug in das neue Bürogebäude. Ich kann mich noch an die Zeit in Wals erinnern: Der Sitzungsraum war im Keller, die Drucker sind im Windfang gestanden und die Mitarbeiter teilweise in den Gängen gesessen. Ich bin sehr froh, dass wir nun in Anif ein Bürohaus haben, in dem die Leute vernünftig arbeiten können.
Ein weiterer Punkt ist die Ausschüttung von 20 Millionen Euro an die Mitglieder. Das war, so komisch es klingt, eine indirekte Folge der Bankenkrise in den 2000er-Jahren. Wir sind aufgrund dessen zu dem Schluss gekommen, dass wir die HOGAST gut mit Eigenkapital ausstatten müssen. Letztlich haben wir das so erfolgreich gemacht, dass wir diese erstmalige Ausschüttung durchführen konnten. Es war ein Extra-Bonus für die Mitglieder, und trotzdem steht die HOGAST finanziell immer noch ausgezeichnet da. Letztlich ist auch unsere Versicherungsagentur zu nennen. Wir haben viele Jahre versucht, für die Mitglieder bessere Konditionen im Versicherungsbereich herauszuholen. Mit der All-Risk-Versicherung haben wir jetzt ein eigenes Produkt am Markt, mit dem die HOGAST Marktführer bei Preis und Leistung ist. Ich bin schon ein wenig stolz darauf, dass ich einer der Ersten war, der diese neue Versicherung in Anspruch genommen hat, und kann sie nur jedem empfehlen.
Gab es auch Rückschläge?
Da fallen mir vor allem die Finanzdienstleistungen ein. Wir wollten die Betriebe bei Finanzierungen und Kreditvergaben unterstützen, hatten dafür mit Dr. Manfred Parigger einen absoluten Experten engagiert, haben das Produkt stark beworben und die, die es in Anspruch genommen haben, waren alle hochzufrieden. Leider haben das letztlich viel zu wenige Mitglieder genutzt.
Trotzdem: Die HOGAST ist in Ihrer Ära stetig gewachsen.
Das Schöne daran war: Wir sind in die Situation gekommen, nicht mehr um Mitglieder werben zu müssen, sondern uns gezielt die Mitglieder aussuchen zu können, die zu uns passen. Das Wichtigste in einer Genossenschaft ist, dass man Unternehmer dabei hat, die wirklich hinter dieser Idee stehen. Umso erfreulicher ist, dass wir nach wie vor kräftig wachsen – aber eben nicht mehr in erster Linie durch den Mitgliederzuwachs, sondern durch die intensivere Betreuung der bestehenden Mitglieder.
Als es Ihnen angeboten wurde: War für Sie sofort klar, dass Sie die Position des Aufsichtsrats antreten würden?
Ich war zunächst sehr überrascht, als mich Helmut Peter vor neuneinhalb Jahren angerufen und gefragt hat, ob ich in den Aufsichtsrat will, weil er ausscheidet. Ich habe nicht sofort zugesagt, denn es ist natürlich eine Zeitfrage. Als ich begonnen habe, hat es noch jeden Monat eine Aufsichtsratssitzung gegeben. Erst als meine Frau gesagt hat, dass sie mich an diesen Tagen vertreten würde, habe ich zugestimmt. Denn eines ist klar: Wenn man diese Aufgabe übernimmt, muss man sich auch voll engagieren. Das erwarten die Mitglieder, und das völlig zu Recht.
Wenn Sie eine Zeitreise machen und Helmut Peter noch mal antworten könnten, würden Sie nochmals ja sagen?
Auf jeden Fall! Es hat mir viel Freude gemacht, für die HOGAST zu arbeiten. Die Zusammenarbeit mit dem Vorstand, den Mitarbeitern und den Aufsichtsratsmitgliedern war hervorragend. Und ich bin froh, dass mit Wolfgang Burgschwaiger ein sehr kompetenter Mann ebenfalls Ja gesagt hat und nach mir in den Aufsichtsrat nachgerückt ist.
Sie waren in einer Zeit Aufsichtsrat, die für die Tourismusbranche sehr spannend war. Stichworte: Mitarbeitermangel, Datenschutz, Digitalisierung und vieles mehr. Waren das Themen, die sich schon 2009 abgezeichnet haben oder mussten Sie und die HOGAST manchmal auch kurzfristig reagieren?
Natürlich mussten wir auf einiges reagieren. Dass die Digitalisierung so rasch fortschreitet, war nicht von Anfang an absehbar. Dass der Mitarbeitermangel kommen würde, wusste man aufgrund der demografischen Situation. Dass uns das aber im jetzigen Ausmaß treffen würde, damit haben wir auch nicht gerechnet. Das Gute ist, dass die HOGAST hier rasch tätig geworden ist, um den Mitgliedern ihr Arbeitsleben zu erleichtern – Stichwort HOGASTjob und JobOffice.
Ist die HOGAST für die gegenwärtigen und zukünftigen Herausforderungen der Mitglieder gut gerüstet?
Ja, aber man muss im Kernbereich F&B natürlich weiter dranbleiben. Jetzt kommt der Einkauf regionaler Produkte neu dazu. Das andere ist die Unterstützung bei der Personalsuche, aber auch die Unternehmer fit zu machen, damit sie sich am Arbeitsmarkt gut präsentieren und dadurch eher Mitarbeiter finden. Und das Dritte ist die Digitalisierung – da stehen wir noch ganz am Anfang und wissen nicht wirklich, wo die Reise hingeht. Hier gilt es einfach, so viel Know-how wie möglich zu sammeln und an die Mitglieder weiterzugeben. Dass dafür ein eigener Mitarbeiter eingestellt wurde, war genauso wie bei der Datenschutz-Problematik ein ganz wichtiger Schritt.
Als ehemaliger Aufsichtsrat werden Sie ein wenig mehr Freizeit haben als vorher. Haben Sie schon überlegt, wie Sie die nutzen werden?
Na ja, ich werde auch älter, deshalb stört es mich nicht, meine Arbeitstage etwas gemütlicher angehen zu können. Ich bin vor Kurzem 60 geworden und wir sind gerade im Übergabeprozess an meine Tochter – deshalb ist es ein guter Zeitpunkt, etwas zurückzuschrauben.
Wo Sie wohl nicht zurückschrauben werden: Sie waren immer ein Sprachrohr der Branche gegenüber Politik und Behörden und daher auch ein gefragter Gesprächspartner der Medien. Wahrscheinlich werden Sie sich da auch künftig kein Blatt vor den Mund nehmen …
So ist es. Nachdem die HOGAST unpolitisch ist, habe ich mich in meiner Zeit als Aufsichtsrat sehr zurückgehalten. Jetzt bin ich wieder frei, daher wird so mancher Landes- und Bundespolitiker meine kritischen Anmerkungen zu neuen Vorschriften und Gesetzen „ertragen“ müssen.
Titelbild: HOGAST/Franz Neumayr
18. Dezember 2018
Fragen zu Ihrer Mitgliedschaft oder möchten auch Sie von den Angeboten der HOGAST profitieren? Kontaktieren Sie uns einfach und unverbindlich.
office@hogast.at