Wer seinen zunehmend e-mobilen Gästen Ladestationen anbietet, einen elektrisch betriebenen Shuttle zur Verfügung stellt oder gleich ein E-Auto zum Verleih anbietet, kann sich Wettbewerbsvorteile sichern und zusätzlich Geld verdienen.
Noch beherrschen Elektrofahrzeuge nicht das österreichische Straßenbild, aber die steigenden Zulassungszahlen (rund 20% Anteil an den Neuzulassungen 2022) sind vielversprechend. „Gerade in der Hotellerie und im Tourismus bietet E-Mobilität die Möglichkeit, einen zusätzlichen Service für die Kunden anzubieten und sich gleichzeitig als nachhaltig und zukunftsfit zu präsentieren“, sagt Thomas Eberhard, Teamleiter Dekarbonisierung & Fahrzeugtechnologien bei AustriaTech in Wien. Das gemeinwirtschaftliche Unternehmen befasst sich mit neuen Mobilitätslösungen sowie den Fragen zur Umsetzung technologischer Entwicklungen und hat dabei auch die Herausforderungen für die Hotellerie im Blick. Eines ist für den Experten klar: Über kurz oder lang wird sich jeder Betrieb mit dem Thema beschäftigen müssen. „Wie das WLAN heute zur Standardausstattung eines Hotels gehört, werden E-Ladestationen bald fixer Bestandteil von Hotelparkplätzen sein“, sagt Eberhard. Eine nachhaltige Anreise, aber auch nachhaltige Vor-Ort-Mobilität wie Fahrradverleih oder E-Carsharing wird von immer mehr Gästen nachgefragt und geschätzt.
„Durch die direkte Verbindung von Mobilität und Tourismus beeinflusst die fortschreitende Elektrifizierung des Verkehrs auch unmittelbar die Tourismusbranche. Öffentlich zugängliche Ladeinfrastruktur gewinnt immer mehr an Bedeutung und so werden auch an touristischen Zielorten Lademöglichkeiten nachgefragt. Doch gerade dort stellt der wirtschaftliche Betrieb eine große Herausforderung dar. Grund hierfür sind vor allem volatile Ladebedarfe, die hohe Lastspitzen und aufgrund der Bepreisung im deutschen Stromsystem hohe Kosten nach sich ziehen können.“ Das ist die Zusammenfassung des 2023 erschienen Fachbuchs „Elektromobilität im Tourismus – Herausforderungen und potenzielle Lösungsansätze“ von Felix Baumgarte u.a.
Die Österreich Werbung schreibt zum Thema: „Für die Gäste bedurfte die elektrische Fahrt in den Urlaub vor nicht allzu langer Zeit noch einer gründlichen Planung: Reichweite und Standorte von E-Tankstellen waren ausschlaggebend. Wer heute voll- oder teil-elektrisch in den Urlaub fährt, kann bequem über das Navi Ladestationen ansteuern oder über Buchungsplattformen Hotels finden, die auf ‚E-Mobilisten‘ bestens eingestellt sind. Chargehotels.com listet beispielsweise aktuell länderübergreifend über 5.800 Hotels mit Lademöglichkeit. Bei booking.com kann im Suchfilter ebenfalls das Kriterium „Aufladestation für Elektro-Autos“ ausgewählt werden.
Seinen Gästen Ladeinfrastruktur zur Verfügung zu stellen, ist das eine. Für die Gastgeberinnen und Gastgeber stellt sich freilich auch die Frage, ob sie selbst auf E-Mobilität setzen sollen. Die Wirtschaftskammer hat nachgerechnet: Trotz des höheren Anschaffungspreises ist ein batteriebetriebener Pkw oder Kleintransporter in fünf Jahren zumeist günstiger als vergleichbare konventionell betriebene Fahrzeuge – selbst bei einer eher niedrigen Laufleistung von 15.000 km jährlich. Mehrkosten bei der Anschaffung amortisieren sich dank Förderungen oft weitaus schneller. Außerdem schrumpfen die „Tank“-Kosten auf weniger als die Hälfte im Vergleich zu fossilen Treibstoffen. Bei Wartungs- und Reparaturkosten sind Einsparungen um bis zu 50 Prozent möglich. Zudem entfällt die Normverbrauchsabgabe (NoVA), es winken Vorsteuerabzugsberechtigungen (abhängig vom Kaufpreis), eine Befreiung von der motorbezogenen Versicherungssteuer und eine günstigere KFZ-Versicherung.
Im Mai 2023 haben die Nationale Leitstelle Ladeinfrastruktur und der Deutsche Tourismusverband e. V. (DTV) eine Umfrage zur Ladeinfrastruktur im Deutschen Tourismus veröffentlicht. Von den Betrieben, die über eigene Parkflächen verfügen, gaben 42 Prozent an, dass dort aktuell E-Autos geladen werden können. In der Regel handelt es sich dabei um einen einzelnen Ladepunkt, in einigen Fällen auch um zwei. Nur selten sind mehr vorhanden. 38 Prozent aller befragten Unternehmen gaben zudem an, Ladeinfrastruktur aufzubauen oder zu erweitern.
Auch die Nutzungshäufigkeit war Teil der Untersuchung. Von den befragten Betrieben gab über die Hälfte (51 Prozent) an, dass ihre Ladeinfrastruktur regelmäßig, also „mehr als einmal pro Woche“ (16 Prozent), „täglich oder fast täglich“ (23 Prozent) oder sogar „mehrmals täglich“ (13 Prozent) genutzt wird. 13 Prozent der Unternehmen planen Ladepunkte mit mindestens 50 kW Leistung, wobei rund 4 Prozent sogar 150 kW Leistung oder mehr anstreben. Für 64 Prozent der Betriebe gehört es heutzutage zum Standard, Infrastruktur für E-Mobilität anzubieten. 58 Prozent nannten Umweltschutz als Motivation, 56 Prozent Kundengewinnung und Kundenbindung. Darüber hinaus gaben 31 Prozent an, dass Gäste explizit nach der Möglichkeit gefragt haben, ihr E-Auto zu laden.
Im Ranking der E-Auto-freundlichen Länder liegt Österreich nach der Schweiz auf einem erfreulichen 2. Platz (1 bedeutet: sehr gut, 10 nicht so gut).
Der Kaiserhof Anif bei Salzburg setzt voll und ganz auf die E-Mobilität – als Teil seiner „gelebten Nachhaltigkeit“: Sie schreiben auf ihrer Homepage: „Ein verantwortungsvoller Umgang mit der Natur ist für die Gastgeberfamilie Absenger eine Herzensangelegenheit. Als Gast des Kaiserhofs leisten auch Sie einen Beitrag zum Erhalt unserer wertvollen Umwelt. Strom aus 100 Prozent erneuerbaren Energien, ein komplett elektrischer Fuhrpark mit E-Tankstellen, eine Photovoltaik-Anlage, natürliche Materialien und regionale Produkte zählen zum ‚grünen‘ Kaiserhof-Gesamtpaket.“
So wurde der Kaiserhof Anif weit über die Grenzen Salzburgs hinaus als Vorreiter in Sachen E-Mobilität bekannt. Das Hotel-Restaurant mit Tesla-Verleih ist mittlerweile ein beliebter Treffpunkt für E-Auto-Liebhaber aus ganz Europa.
Leihen kann man Tesla und Mercedes. Zum Beispiel den Tesla Model 3 performance 2021er face lift, das Tesla Model X 100D Sport oder den Mercedes EQV 8-Sitzer. Das Elektrofahrzeug mietet man entweder direkt im Hotel oder lässt sich damit vom Salzburger Hauptbahnhof/Flughafen abholen. 12 Tesla Supercharger zum Aufladen stehen auf dem Parkplatz des Kaiserhofs bereit.
Es gibt ein paar grundlegende Dinge, die man bei der Planung und Installation von Ladestationen berücksichtigen muss. So macht es zum Beispiel einen Unterschied, ob die Ladeinfrastruktur für einen Beherbergungsbetrieb oder für ein Restaurant gedacht ist. Je kürzer die Stehzeit der Autos, desto schneller muss das Stromtanken ablaufen. Auch über rechtliche Rahmenbedingungen und Förderungsmöglichkeiten sollte man sich vor Projektbeginn einen Überblick verschaffen. Man kann das Ganze auch einem professionellen Betreiber übergeben. Dieser übernimmt die Abrechnung, den Service und die Steuerung der Ladestation.
Die WKÖ hat einen Leitfaden zur Errichtung von Ladestationen erstellt. Hier die wichtigsten Erkenntnisse:
Fall 1: Hotel stellt Ladeplätze für Elektrofahrzeuge in der Hotelgarage zur Verfügung
Fall 2: Restaurant bietet Gästen Lademöglichkeit auf eingemieteten Parkplätzen
Fall 3: Hotels betreiben gemeinsam ein E-Shuttleservice bzw. verleihen Elektroautos
Auf der Seite der bundesweiten Abwicklungsstelle Kommunal Kredit https://umweltfoerderung.at finden Sie Förderungen zu E-Autos und E-Ladeinfrastruktur (z.B. E-MobilitätSoFFENSiVE 2022)
Mit der Förderdatenbank der Austrian Energy Agency können neben Bundesförderungen auch alle verfügbaren Bundesländerförderungen abgefragt werden.
E-Fahrzeuge und Ladeinfrastruktureinrichtungen: Antrag wird nach der Umsetzung der Maßnahme gestellt
Man bekommt pro E-Pkw 1000 Euro (Importeursanteil) und 1000 Euro (Bundesförderung), bei Plug-in-Hybriden sind es 500 Euro. Für E-Kleinbusse gibt es 2000 Euro (Importeursanteil) und 4000 Euro Bundesförderung (7+1 Sitzplätze, größer als 2 t, kleiner als 2,5 t. Bei größeren Autos gibt es entsprechend mehr.
Für Ladeninfrastruktureinrichtungen, die öffentlich zugänglich sind, sind das zwischen 2.500 (11 bis 22kW) und 30.000 Euro (mehr als 100 kW). Sind sie nicht öffentlich zugänglich sind es zwischen 900 und 20.000 Euro.
Titelbild: pixabay Text: Thomas Askan Vierich
31. Januar 2024
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