Wenn wir über Lebensmittelabfälle sprechen, sprechen wir meistens über eine wirtschaftliche Größe. Denn jeder Hotelier, jeder Gastronom und jeder Verantwortliche in einem Gesundheitsbetrieb wirft mit seinen Essensresten bares Geld weg. Doch genauso wichtig ist: Jedes nicht verzehrte Lebensmittel wurde unnötig produziert und unser Klima somit unnötig belastet.
Zunächst eine Zahl der Fairness halber: Laut einer WWF-Studie aus dem Jahr 2015 sind Großverbraucher nur für 19 Prozent der Lebensmittelabfälle verantwortlich. Rund 40 Prozent sind direkt auf den Endverbraucher zurückzuführen, der Rest geht im Gewinnungs- und Verteilungsprozess verloren. Trotzdem: Von den 3,4 Millionen Tonnen, die in deutschen Hotel-, Gastronomie- und Betriebsküchen jährlich im Mülleimer landen, werden rund zwei Drittel (2,3 Millionen Tonnen) als vermeidbar eingestuft. In der österreichischen Gastro ist die Situation ganz ähnlich, hier werden 175.000 Tonnen pro Jahr weggeworfen. Und auch hier gilt: Oft helfen einfache Maßnahmen – und professionelle Partner -, um die Abfallberge deutlich zu verkleinern.
Warum ist das wichtig? Nun, nehmen wir als Beispiel eine einfache Karotte. Sie braucht eine bestimmte Ackerfläche, muss ausgesät, von Beikräutern befreit, mit Wasser gegossen, geerntet und gewaschen werden. Oft wird sie auch noch verpackt und zu einem Zwischenhändler transportiert. Insgesamt entstehen im Laufe dieses Prozesses Treibhausgase, die 0,066 Gramm CO2 pro Kilogramm entsprechen. Dabei steht unsere Karotte noch wesentlich besser da als Milch, Käse oder gar Fleisch – für ein Kilo Rindfleisch gelangen 13,3 kg CO2 in die Atmosphäre.
Natürlich sind nicht alle Lebensmittelabfälle vermeidbar. Doch würden allein in Österreich und Deutschland alle vermeidbaren Abfälle entlang der Wertschöpfungskette vermieden, könnte man über 50 Tonnen an Treibhausgasen einsparen, ein unschätzbarer Wert für das Klima.
Die Maßnahmen klingen zunächst einfach:
Doch gerade in Gastronomie und Gemeinschaftsverpflegung wird mit Mengen an Lebensmitteln gearbeitet, die weit über das Haushaltsübliche hinausgehen. Hier lohnt sich also ein genauer Blick, am besten von außen und am besten durch Küchen-Experten.
In Österreich gibt es zum Beispiel die Küchenprofi(t)-Beratungen, die von Bund und Ländern gefördert werden. Das Programm umfasst eine zweitägige Beobachtung und Analyse des Arbeitsalltags von Küchenbetrieben durch ausgebildete Profis, die Erforschung von Abfallursachen und die Entwicklung punktgenauer individueller Maßnahmen. Auch viele Mitglieder von HOGAST Österreich haben diesen Service schon erfolgreich genutzt.
Speziell für Krankenhäuser, Pflegeheime oder Betriebsrestaurants in Österreich wurde das „Moneytor“-System entwickelt. Nach einmaligem Ausfüllen der Profilinformationen (u. a. Betriebsgröße, Öffnungszeiten, Produktions- und Ausgabesystem, Vielfalt des Speiseangebots u. v. a.) erfolgt die monatliche Eingabe der Ausspeise- und Entsorgungsmenge anonym in eine zentrale Datenbank. Auf Basis dieser Daten wird als einheitliche Kennzahl der sogenannte „Verlustgrad“ berechnet. Moneytor offenbart, wo die teilnehmenden Einrichtungen beim Lebensmittelabfall im branchenweiten Vergleich stehen. Anhand der Ergebnisse können die größten Hebel für weiterführende Maßnahmen leicht identifiziert werden.
In Deutschland ist unter anderem die DEHOGA sehr aktiv, die nicht nur eng mit der HOGAST kooperiert, sondern auch das vom Bundesverbraucherministerium initiierte „Bündnis gegen Lebensmittelabfälle“ unterstützt.
Kurzum: Es gibt Möglichkeiten, Lebensmittelabfälle zu reduzieren, und es gibt Unterstützung. Man muss es „nur“ tun.
Titelbild: Getty Images
6. September 2021
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