www.hogast.com Icon hogast.com Webseite office@hogast.at Icon Emailadresse +43 6246 / 8963-0Icon Telefonnummer Logins Icon Schliesen
myHOGAST öffnen Lieferpartner Zugang
HOGASTJOB öffnen
HOME Begrüntes Passivhaus-Hotel mit Solaranlage und Wassersparern

Begrüntes Passivhaus-Hotel mit Solaranlage und Wassersparern

Michaela Reitterer hat ihr Boutiquehotel Stadthalle in Wien 2009 als Passivhaus gebaut und war damit weltweit Pionierin. Gezieltes Energiesparen setzt sie bereits seit 2001 mit ihrer Solaranlage um. Thomas Askan Vierich fragte nach, wie man in einem Stadthotel Energie und Ressourcen sparen kann.

Liebe Frau Reitterer, Sie haben sich 2001 die erste Solaranlage auf Ihr Hotel gebaut. Warum? Das war ja damals für ein Hotel noch höchst ungewöhnlich…

Das hatte zwei Gründe. Ich hatte mir damals den Dachboden des Hotels für meine Wohnung ausgebaut. Die bekam viel Sonneneinstrahlung. Mein Installateur riet mir eine Klimaanlage einzubauen, zumindest Kühlschlangen in das Dach zu legen. Das wollte ich nicht. Also entschied ich mich gleich für eine Solaranlage, die schützt auch das Dach vor direkter Sonneneinstrahlung und ich kann meine eigene Energie erzeugen. Eine Klimaanlage in der ganzen Wohnung brauche ich nicht. Ich habe Entlüftungsfenster eingebaut, die die warme Luft ableiten.

Und das genügt?

Es gibt schon Tage im Sommer, wo es warm wird.

Gibt es im ganzen Hotel keine Klimaanlage?

Nur im Serverraum. Und eben in meinem Wohnzimmer. Die wurde mir damals von der Baupolizei vorgeschrieben. Ist aber nie eingeschaltet. Außer wir haben mal ein Meeting in meinem Wohnzimmer, dann bin ich allerdings dankbar, für die Möglichkeit zu kühlen.

Michaela Reitterer. Foto: Franzi Schädel

Haben sich all Ihre „grünen“ Maßnahmen und das Passivhaus auch ökonomisch ausgezahlt?

Total! Obwohl das damals 2009 noch völlig unabsehbar war. Da hatte man ja kaum Erfahrungen mit Passivhäusern, schon gar nicht im Hotelbereich. Und 2006 hatte ich einen Schaden in der Solaranlage. Die fiel eine Sommerperiode aus. Dennoch wirkte sich das auf meine Strom- und Heizungsrechnung nicht aus. Damals erfuhr ich, dass vor allem bei Fernwärme die Verbrauchskosten gegenüber den Fixkosten kaum ins Gewicht fallen. Das hat mich so geärgert, dass ich mich beim Neubau des zweiten Gebäudeteils fürs Passivhaus entschieden habe, um mich unabhängiger zu machen. Den 130 Jahre alten Teil des Stammhauses, ein typisches Wiener Mietshaus, habe ich ordentlich thermisch saniert und zur Kühlung eine grüne Fassade angelegt. Das hätte man nur mit extremen Aufwand in ein Passivhaus umbauen können.

Was bringt eine Begrünung der Fassade und eines Hofes?

Die BOKU hat das laufend gemessen und mit einem nicht begrünten Hof nach derselben Ausrichtung und Beschaffenheit verglichen. Der Unterschied belief sich auf vier Grad.

Wie pflegt man so eine grüne Fassade?

Man unterscheidet eine bodengebundene Begrünung mit zum Beispiel Efeu und eine fassadengebundene Begrünung. Bei der Bodenbegrünung muss man praktisch nichts machen, auch nicht wässern. Die Fassadenbegrünung wächst in Trögen an der Hauswand. Die muss man einmal im Jahr pflegen. Da kommt ein Hubsteiger, ein Kran. Damit wird die Topfanlage kontrolliert, Ersatzpflanzungen werden vorgenommen und braune Blätter entfernt.

Belastet so eine Begrünung nicht die Fassade?

Nein. Die fassadengebundene Begrünung sitzt nicht direkt an der Fassade auf. Die bodengebundene Begrünung sehr wohl. Aber die zerstört den Putz nur, wenn die Fassade mit einem Sandgemisch verputzt wurde. Da greifen die Pflanzen hinein, um sich Feuchtigkeit zu holen. In einem modernen silikatgebundenen Putz sammelt sich keine Feuchtigkeit an, deshalb greifen die Pflanzen da auch nicht hinein.

Wie kann man beim Wäschewaschen Energie sparen?

Weniger Wäsche waschen…

Das wäre ein erster Schritt… aber in einem Hotel?

Nein, nein, darum geht es in einem Hotelbetrieb nicht. Aber man sollte nur mit vollen Maschinen fahren. Und der Verschmutzung gemäß auch mal Kurzprogramme einsetzen. Und eben nicht alles mit 90 oder 60 Grad waschen. Aber wir haben das alles outgesourct.

Ist das energetisch besser?

Großwäschereien können energieeffizienter waschen. Außerdem wäscht man heute nicht mehr in einem Stadthotel selbst. Erstens müssten alle Mitarbeiter in der Waschküche Fenster am Arbeitsplatz haben, das lässt sich in vielen Kellern nicht realisieren. Zweitens brauche ich meine knappen MitarbeiterInnen für andere Aufgaben. Wir haben aber noch eine kleine Waschküche für Reinigungstücher oder Decken und Pölster.

Was kann man beim Licht machen?

LED, wo immer es geht! Und ich möchte nicht mehr hören, dass das so ein scheußliches Licht sei. Das ist längst passé. Man muss wirklich keine normalen Glühbirnen mehr einsetzen. Auch diese hübschen Vintagebirnen sind heute LED.

Muss man die Gäste dazu erziehen, Energie zu sparen?

Kann man schon. Aber viel kann man ihnen einfach abnehmen. Zum Beispiel, dass das Licht automatisch ausgeht, wenn der Gast das Zimmer verlässt. Wir stellen allerdings nicht die Steckdosen ab. Der Gast kann also auch in seiner Abwesenheit seine elektrischen Geräte aufladen.

Sollte und kann man den Gast zum Wassersparen animieren?

Schlauer ist es, ihm auch hier die Entscheidung abzunehmen. Wir haben neue Ecowater-Jets eingebaut, sowohl in der Dusche als auch am Waschbecken. Damit kann man 50 Prozent Wasser sparen ohne „loss of convenience“. Der Gast merkt das gar nicht. Die baut man zwischen Schlauch und Armatur ein. Das könnte jeder nutzen, auch privat. Ich verstehe gar nicht, dass man das NICHT macht. Zusätzlich setzen wir noch wassersparende Duschköpfe ein.

Was machen Sie mit der Kühlung in einem heißen Sommer in der Stadt?

Unser riesiger Baum im Hof kühlt. Wir blasen im Passivhaus kühle Luft in die Zimmer hinein, das funktioniert an richtig heißen Tagen nicht mehr. Aber wir arbeiten mit Verschattungen. Wir haben Schiebeelemente, die das Zimmer in der Abwesenheit des Gastes kühlen.

Viel Grün umgibt das Boutiquehotel Stadthalle. Foto: Boutiquehotel Stadthalle / Tina Herzl

Wie sieht es mit E-Mobilität aus? Haben Sie eine eigene Ladeanlage für Gäste?

Die gegenüberliegende Garage, die wir nutzen, sieht dafür immer noch keine Notwendigkeit… Direkt auf der Straße können wir nicht einfach E-Ladestationen errichten, das ist ja öffentlicher Grund. Aber wir haben die Möglichkeit beim nahen Westbahnhof am Ende der Straße Parkplätze mit Ladestationen anzubieten. Natürlich wäre es uns lieber, wenn wir eigene Ladestationen hätten. Aber das ist in einer Nebenstraße wie unserer schwierig zu realisieren.

Würde Ihr Solar-Strom denn dafür überhaupt ausreichen?

Wir produzieren ohnehin nicht genug Strom für den kompletten Betrieb des Hotels. Dafür reicht die Fläche am Dach und an den Fassaden einfach nicht aus. Und man bräuchte dafür riesige Speicherbatterien. Auch dafür fehlt uns der Platz – wie bei jedem Stadthotel.

Funktioniert Ihre 15 Jahre alte Photovoltaikanlage noch?

Ja. Natürlich haben wir sie immer wieder überholt. Und wir könnten heute eine effizientere Anlage installieren. Aber Corona hat auch unsere Investitionslaune reduziert. Wir brauchen das Geld für andere Dinge. Wir müssen resilient sein, wenn wieder etwas passiert. Uns einen Polster aufbauen. Wir machen jetzt zusammen mit Siemens ein Energiemonitoring, wo wir sofort sehen, wie die Leistung aller Anlagen ist. Wer wann wie viel Energie verbraucht. Das ist auch für die Taxonomie und für künftige Finanzierungen wichtig. Wir brauchen diesen Nachweis auch für Geschäftskunden, die auf Nachhaltigkeit achten müssen. Dieses Reporting verschafft uns einen riesigen Wettbewerbsvorteil. Das kann ich nur allen KollegInnen zur Nachahmung empfehlen.

Titelbild: Boutiquehotel Stadthalle/Tina Herzl
Text: Thomas Askan Vierich
16. April 2024
Zurück Nächster Artikel
office@hogast.at T: +43 (0)6246 8963 - 0
F: +43 (0)6246 8963 - 990

Fragen zu Ihrer Mitgliedschaft oder möchten auch Sie von den Angeboten der HOGAST profitieren? Kontaktieren Sie uns einfach und unverbindlich.

office@hogast.at
Icon Werben Werben im
HOGAST-BLOG/MAGAZIN Icon Werben