Keine Panik vor Künstlicher Intelligenz

Liebe zur Mathematik verspürte Kenza Ait Si Abbou Lyadini schon als kleines Mädchen. „Ich habe mir immer Heft und Stift gewünscht, um Rechenaufgaben zu lösen“, erklärt sie. Inzwischen arbeitet sie am PC – und ist noch immer fasziniert von der Welt der Zahlen. Sie hat Elektrotechnik und Wirtschaftsingenieurwesen studiert, arbeitet heute als Director Client Engineering bei IBM und ist mehrfach ausgezeichnete Expertin für Künstliche Intelligenz und Robotik.

KI müsse man sich vorstellen wie einen Werkzeugkasten mit vielen mathematischen Methoden, erklärt sie. Diese Kombination führe dazu, dass eine Maschine eine kognitive Fähigkeit erlange, die man eigentlich nur von Menschen kenne.

Gerade dieses menschenähnliche Verhalten ist es, das manchen Angst macht. Unbegründet, wie die KI-Spezialistin findet. „Diese Vorstellung kommt aus dem Science-Fiction-Film, da wird Intelligenz mit Bewusstsein verwechselt“, so Ait Si Abbou Lyadini. KI sei nur ein Werkzeug, was die Maschine mache, habe irgendjemand definiert.

„Es handelt sich um Mathematik und Statistik. Wenn man das verstanden hat, dann macht das auch keine Angst mehr und man kann sich über andere Themen, etwa das Innovationspotenzial oder die ethischen Aspekte, unterhalten“, erklärt sie. „Keine Panik, ist nur Technik“, lautet dazu passend ein Buchtitel der KI-Expertin, die es schon während des Studiums spannend fand, sich mit dem Zusammenhang zwischen Technik und Menschen auseinanderzusetzen.

Mehr Frauen für Mint-Berufe begeistern

Eine Mischung aus Digitalem und Analogem – darauf liegt der Fokus von Ait Si Abbou Lyadini, die für die Themen Künstliche Intelligenz, Diversity und Networking brennt. „Es ist mein Ziel, Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen und Denkweisen zusammenzubringen“, so die weltweit gefragte Rednerin und Jurorin, die sieben Sprachen fließend spricht.

Als eine der wenigen Frauen im KI-Bereich möchte Ait Si Abbou Lyadini auch ein Vorbild sein und mehr Frauen für MINT-Berufe begeistern. Der Grund, weshalb sie auf der Bühne steht und gerne über ihre eigenen Erfahrungen spricht.

Privat verzichtet sie im Übrigen auf digitale Assistenten wie Alexa, Siri und Co. „Ich brauche diesen Komfort nicht, man zahlt immer einen Preis dafür“, erklärt sie und nennt als Beispiel das Speichern von Daten.

Ohnehin ist es der KI-Expertin wichtig, Lösungen zu Problemen zu finden. KI müsse nicht um jeden Preis angewendet werden, findet Ait Si Abbou Lyadini. „Denn wenn in einer zunehmend digitalisierten Welt eines Bestand haben wird, dann sind dies die zwischenmenschlichen Beziehungen: die Empathie, die Emotionen, das Mitgefühl und das Zusammenhalten.“

Kenza Ait Si Abbou Lyadini ist eine der Speakerinnen beim HOGAST-Symposium, hier gibt es weitere Infos zur Veranstaltung.

Text: Nicole Beuther
Foto: Hendrik Gergen

26. September 2023