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Kinder wollen im Urlaub Action – mit ihren Familien

Eine neue Kinderstudie sagt: Zehn- bis 14-Jährige reisen wieder gerne mit der Familie und brauchen Top-Angebote. Buben wollen Action und Abenteuer, wo man gewinnen kann. Mädchen sind kreativer und weniger kompetitiv unterwegs. Sport mögen alle. Diese Unterschiede werden aber in der Kinderanimation im Tourismus noch nicht ausreichend berücksichtigt, sagt Studien-Mitautorin und Kinderexpertin Ursula Weixlbauer-Norz, mit der sich Tourismusscout Thomas Askan Vierich getroffen hat.

Im Juni 2022 war das Institut für Jugendkulturforschung gemeinsam mit der tfactory Trendagentur und Kids & Fun Consulting für die Kids-Studie 2022 im Feld. 400 Jugendliche zwischen zehn und 14 Jahren wurden zu diversen Themen interviewt, vor allem zu ihren Konsuminteressen, ihren Hoffnungen, Ängsten und Wünschen, auch unter dem Hintergrund völlig neuer Erfahrungen aufgrund von Corona und Ukraine-Krise. Den Bereich „Tourismus“ deckte dabei vor allem Ursula Weixlbaumer-Norz ab, die Eigentümerin von Kids & Fun Consulting. Sie wertete entsprechend die Ergebnisse vor allem für die österreichische Hotellerie, Gastronomie und den Tourismus allgemein aus. Thomas Askan Vierich hat sich mit ihr getroffen, um Einzelheiten zu erfahren.

Schon 10- bis 14-Jährige sind handyaffin

Die Kids-Studie 2022 beschäftigt sich mit den Lebenswelten der zehn- bis 14-jährigen Kinder. Wenn man sie noch Kinder nennen darf. Sie selbst würden das jedenfalls radikal ablehnen. Sie haben zu 92 Prozent ein eigenes Handy. Zu ihren Freizeitaktivitäten gehört es, im Internet zu surfen, Musik zu hören oder die sozialen Medien zu nutzen – mehr als Sport zu treiben oder sich mit Freunden zu treffen. Tageszeitung und Magazine lesen sie fast keine mehr. Fernsehen war gestern. Die liebste App ist WhatsApp gefolgt von TikTok und Instagram, die besonders bei Mädchen sehr beliebt sind.

Ein nicht unbedeutender Teil der Studie beschäftigt sich mit Fragen, die konkret mit Urlaub und Tourismus zu tun haben. Etwa: Wer entscheidet den Urlaubsinhalt und -ort? Was erwarten sich die Kids vom Urlaub, welche Animationen hätten sie gerne und legen sie ihr Handy im Urlaub auch mal weg? Denn: Die Kids beeinflussen zu einem hohen Prozentsatz die Urlaubsentscheidung (über 52 %). „Unsere Familienstrukturen sind sehr demokratisch geworden“, erklärt Weixlbaumer-Norz im Gespräch.

Darauf sollten Hotels eingehen, rät sie: „Schon die Zehnjährigen besuchen bei der Urlaubsplanung die Webseiten der Hotels – Ältere sowieso.“ Deshalb sollten Hotels auch diese Zielgruppen ansprechen: „Tiktokmäßig, mit vielen Bilder und Videos, aber eher nicht auf Tiktok direkt posten. Denn schon 17-Jährige sind nicht mehr auf TikTok. Aber man sollte sich anschauen, was auf TikTok wie gemacht wird, den Stil kopieren.“ Das heißt: Kurze, knackige Videos produzieren, die müssen aber nicht von Kindern selbst gemacht sein. Auch Rezensionen werden von Kindern gerne gelesen – auch die müssen nicht von Kindern verfasst sein. „Kinder können mit ihren Handys umgehen und selbstständig recherchieren“, sagt Weixlbaumer-Norz. Das bedeutet: „Die Homepage muss wenigstens nicht fad sein, nicht nur Wellness und Relaxen! Kinder wollen Action! Also sollte auf der Homepage etwas darüber zu erfahren sein. Zum Beispiel, ob es eine Sommerrodelbahn gibt.“ Weixlbaumer-Norz nennt als gelungenes Beispiel den Lacknerhof in Flachau.

Kinderexpertin Ursula Weixlbauer-Norz

Mehr Familiensinn

Erstaunlich ist, wie diese Altersgruppe (noch) an ihre Eltern gebunden ist und dies auch freudvoll zugibt. War es in den siebziger, achtziger und neunziger Jahren noch tabu, mit den Eltern assoziiert zu werden, ist es heute eine Selbstverständlichkeit, dass Kinder gerne etwas mit der Familie unternehmen (53 %). Die Aussage „Ich verstehe mich mit meinen Eltern sehr gut“ unterstützen 67 % der Kinder! Nur etwa 20 % der Kinder geben an, dass sie sich seit den Lockdowns mit der Familie schlechter verstehen. Was umgekehrt bedeutet, dass die meisten Familien als Gemeinschaft die Lockdowns gut überstanden haben und eventuell sogar noch näher zusammengerückt sind. Sicher auch deshalb, weil seit den Lockdowns Kinder weniger Kontakt zu ihren Freunden haben (ca. 40 % geben das an). Das ist die andere Seite der Medaille.

Diese Altersgruppe ist im Urlaub stark an die Familie gebunden und will mit den Eltern auch auf Urlaub fahren. 75 % der Kinder möchten mit den Eltern gemeinsame Freizeitaktivitäten im Urlaub erleben, und das nach zwei Jahren Pandemie, in denen man mehr zusammen war, als je geplant.

Bessere Angebote gesucht

Fast alle Kinder (93 %!) wollen unterhalten werden und Spaß haben. Diese Kinder sind keine Freizeitgestalter mehr, sie sind Freizeitkonsumenten. Sie sind es gewohnt, etwa aus Ganztagsschulen oder Ferienprogrammen, coole Inhalte „serviert“ zu bekommen und auszusuchen, welche sie konsumieren wollen. Es sind „Konsum-Kinder“, auch in der Freizeit. Im Familienurlaub ist deshalb Animation und Unterhaltung gefragt. Ein großer Anteil der Kinder will aber im Urlaub auch mal entspannen, chillen und nichts tun.

Das heißt aber nicht unbedingt, dass sie an ihrem Smartphone abhängen wollen. Über 66 % der Kinder geben an, im Urlaub ihr Smartphone weniger oft zu benutzen. Besonders Familien mit höherer Bildung animieren ihre Kinder im Urlaub, das Smartphone auch mal wegzulegen. Aber Achtung: Kinder-Entspannung ist nicht gleich Erwachsenen-Entspannung! Kinder sind auch in der „Entspannung“ aktiv: „Ich will chillen“ heißt so viel wie „Ich will mal selbst entscheiden, was ich mache und keine Vorgaben haben“, sagt Weixlbaumer-Norz. Das kann schwimmen sein oder lesen oder mit Freunden abhängen oder viele andere Aktivitäten. Wenn Kinder dann mal „gechillt“ haben, wollen sie auch wieder Animationsangebote konsumieren. Mädchen ab 15 Jahre lesen gerne mal ein Buch. „Aber Kinder liegen nicht wie Erwachsene einfach herum“, sagt Weixlbaumer-Norz. „Das verstehen sie nicht unter Chillen.“ Eher: Handyschauen, Quatschen mit Gleichaltrigen, keine Betreuung, Selbstbestimmung.

Super-Hero-Nahrung

„Zum ersten Mal haben Kinder in unserer Studie gesagt, dass ihnen Genuss wichtig ist, vor allem die Älteren. Kleinere Kinder sehen Essen lediglich als Nahrungsaufnahme, die möglichst schnell vorbei sein soll, damit sie wieder spielen können“, sagt Weixlbaumer-Notz. „Für die Älteren ist aber das große Eisbuffet nicht entscheidend. Die legen Wert auf gutes Essen – allerdings nicht in der Erwachsenenlogik. Aber sie wollen tatsächlich gesundes Essen. Dennoch sind Kinder keine Vegetarier – das kommt erst später. Bei Mädchen setzt das etwa ab 16 Jahren ein.“

Kinder wollen also ein Essen, das schmeckt und schnell geht, „Super-Hero-Nahrung“ nennt das Weixlbaumer-Norz, kein „Erwachsenenessen“. Andererseits wollen sie durchaus wie Erwachsene behandelt werden, also selbst auswählen dürfen.

Aber die Eltern schauen auch, ob ein Hotel in ihren Augen kindergerecht ist, also nicht zu viele Süßigkeiten angeboten werden, keine Nutella am Frühstücksbüffet. „Wenn man seine Kinder ständig vor solchen Versuchungen abhalten muss, kann das auch ein Urlaubskiller sein“, warnt Weixlbaumer-Norz. Als gelungene Beispiele nennt sie das Kinderrestaurant in Serfaus-Fiss-Ladis. Dort gebe es eine Skischule mit Mittagsbetreuung für 1000 Kinder – mit eigenem Restaurant: unten mit Märchendesign eher für kleinere Kinder, oben als „Hollywood auf Skiern“ eher für die Älteren. Die haben auch neues Essen für ihre Kundschaft kreiert: Wraps mit Fleischfüllung, die man ohne Messer essen kann. Es gibt als Besteck nur Löffel und Gabeln. Auch Dreigangmenüs wurden abgeschafft, es gibt einfach drei unterschiedliche Speisen, pikant und süß.

Tourismusanimation ist zu weiblich – Burschen brauchen Action

Gefragt danach, welche Animationen ihnen im Urlaub gefallen, geben die Kinder an, dass sie besonders Sport, Abenteuer in der Natur erleben, coole Experimente und Schnitzeljagden super finden. Wenn man die Antworten auf die Frage „Welche Animationen gefallen dir im Urlaub?“ aber ein bisschen näher analysiert und sie besonders in männliche und weibliche Studien-Teilnehmer unterteilt, bekommen wir schwarz auf weiß: Die Burschen wollen zu fast 60 % Sport-Animationen, die Mädchen nur zu fast 30 %.

Auf der anderen Seite der Skala wollen Mädchen zu fast 45 % kreative Aktivitäten (Basteln, Malen, Musizieren, Schreiben), aber nur circa 12 % der Buben. Den Touristikern sei ins Stammbuch geschrieben: Buben machen bei Mädchen-Aktivitäten nicht gerne mit! Burschen und Mädchen sind in dieser Altersgruppe komplett verschieden und wollen eigentlich gar nicht so viel miteinander zu tun haben.

Aktivitäten, die Buben lieben, werden leider in touristischen Kinderclubs und Angeboten noch nicht wirklich berücksichtigt: Sport, Abenteuer in der Natur erleben und Gesellschaftsspiele (bei denen man gewinnen kann! Burschen sind sehr kompetitiv eingestellt, Mädchen eher nicht) stehen ganz oben auf der Liste. Auch coole Experimente und Schnitzeljagden sind Themen, die Buben wirklich ansprechen. Für sie ist es immer wichtig, dass irgendeine Art von Wettbewerb herrscht. Sie wollen gewinnen! Auch wenn es in der Gruppe ist, also man mit einer Gruppe oder zum Beispiel im Familienverbund gewinnen könnte, ist es für sie attraktiv. Dies gelte es vermehrt in der Kinder- und Jugendlichen-Animation zu berücksichtigen.

Möglichst mit der Familie

Interessant ist, dass die Kinder angeben, im Urlaub möglichst viel mit ihren Eltern gemeinsam machen zu wollen: Skifahren, Baden, Wandern, Action. „Nun kann man aber heutige Familien aus Ballungsgebieten nicht mehr alleine in den Wald schicken“, sagt Weixlbaumer-Norz. „Da langweilen sie sich schnell. Also braucht man Waldpädagogen und Erlebniswege, geführte Wanderungen oder einfach interessante Angebote über eine App am Handy: Schnitzeljagden, Erklärungen, fixe Stationen, Geschichtenerzähler und so weiter. Das muss organisiert sein. Das Falkensteiner Familienhotel am Katschberg bietet zum Beispiel eine „Mooswanderung“ an: „Auf zu den kleinen Hobbits!“ Familien bauen gemeinsam kleine Häuser. „Man muss Erlebnisse kreieren, die nicht personalintensiv sind“, rät Weixlbaumer-Norz. Da kann auch der jeweilige TVB helfen, indem er eine Rätselralley via App anbietet, das macht auch den Eltern Spaß. Papas seien übrigens bei so etwas am aktivsten, sagt Weixlbaumer-Norz. Insgesamt sei da aber noch viel Luft nach oben: „Die Kinderhotellerie in Österreich ist eine Kindergartenhotellerie! Da geht es ums Malen, Basteln, hübsch sein. Nix für Buben. Die 8- bis 14-Jährigen werden generell vergessen!“

Urlaub am Bauernhof sei was für Kleinkinder, Basteln ist mehr oder weniger out, eine Lamawanderung besser als Kühemelken, weil exotischer. „Größere Kinder brauchen Superhelden statt einen Streichelzoo!“ Reiten sei nur etwas für Mädchen, Buben wollen Zeitrennen beim Skifahren, Staudämme bauen statt kreativ sein: Familienolympiaden, Abenteuer in der Natur, Seifenkistenrennen. Letztere werden auch vom Falkensteiner am Katschberg angeboten, ein absoluter Renner unter Buben und auch manchen Mädchen. „Der Unterschied bei den Wünschen von Mädchen und Buben hat mich auch überrascht. Und ich bin schon seit 25 Jahren im Geschäft der Kinderbetreuung.“

Angebote zur auch bubengerechten Kinderbetreuung für Hotels macht ihre Animationsbox. Da gibt es zum Beispiel Onlinerätselralleys. Das Hotel kauft das ein und errichtet sechs Stationen im Hotel, die mit QR-Codes versehen werden. „Das bedeutet fünf Minuten Arbeit für das Hotel!“ Und Weixlbaumer-Norz kennt die Engpässe selbst der motiviertesten Hotels: „Zwanzig Minuten Vorbereitung wären beim heutigen Personalstand einfach nicht zu schaffen.“ Grundsätzlich gilt: „Alles, was nach Schule riecht, besser meiden! Auch wenn das viele bildungsaffine Eltern gerne sehen würden.“ Und die deshalb besonders 5-Sterne-Hotes auch vermehrt anbieten. Aber damit tut man eher den Eltern als den Kindern einen Gefallen. Kinder wollen Sport, Sport, Sport – und nichts „lernen“.

„Viele Kinder gehen heute in Ganztagesschulen“, weiß Weixlbaumer-Norz. „Die sind in ihrem Alltag eh rundum betreut. Genau das wollen sie dann im Urlaub nicht.“ Dort wollen sie Rodeln, eine Fackelnachtwanderung machen, am Lagerfeuer sitzen und Marshmallows grillen oder in Spaßbädern toben. Die Eltern dürfen gerne mitkommen. Aber alleine würden sie auf solche Ideen auch nicht kommen. Also müssen sie doch wieder betreut werden. Unauffällig.

Kernaussagen

„Alles, was nach Schule riecht, besser meiden! Auch wenn das viele bildungsaffine Eltern gerne sehen würden.“ Ursula Weixlbaumer-Norz

„75 % der Kinder möchten mit den Eltern gemeinsame Freizeitaktivitäten im Urlaub erleben.“ Kids-Studie 2022

„Größere Kinder brauchen Superhelden statt einen Streichelzoo!“ Ursula Weixlbaumer-Norz

„Die Kinderhotellerie in Österreich ist eine Kindergartenhotellerie!“ Ursula Weixlbaumer-Norz

„Die Kids beeinflussen zu einem hohen Prozentsatz die Urlaubsentscheidung (über 52 %)“ Kids-Studie 2022

Titelbild: pixabay
Text: Thomas Askan Vierich

12. Dezember 2022
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