Hubert Oberlader, Gastgeber im Chaletdorf Priesteregg ist bei Medienvertretern ein gefragter Gesprächspartner. Nicht nur wegen seiner Fähigkeit, Standpunkte mit griffigen Beispielen oder Kurzgeschichten zu veranschaulichen. Er gilt in der Branche auch als Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit. Der Pinzgauer selbst ist eher vorsichtig und sagt: „Ich bin sehr naturverbunden, aber alles andere als ein Fundamentalist. Viele kleine Schritte bringen dich oft weiter als ein großer.“
Was damit gemeint ist? Der Hotelier, er ist HOGAST-Mitglied und auch Inhaber des Hotels Mama Thresl und einer Skihütte in den Leoganger Steinbergen, plädiert für Nachhaltigkeit mit Herz und Hirn. „Meiner Frau Renate und mir liegt die Umwelt sehr am Herzen, wir gehen gerne wandern, mountainbiken oder im Winter Skitouren. Aber wir müssen auch an unsere Gäste denken, können ihre Grenzen ausreizen und manchmal ein wenig erweitern, dürfen sie allerdings nicht überfordern.“
Bestes Beispiel ist für ihn das Naturbecken im Priesteregg. „Für mich gibt es nichts Schöneres, als im unbehandelten Wasser zu schwimmen. Ich gehe auch gerne mal in einem Teich oder im Moor baden. Aber 50 Prozent unserer Gäste kriegst du da nicht rein, denen musst du derzeit also noch eine Alternative bieten.“ Generell müsse man für Neuerungen immer den richtigen Zeitpunkt finden. „Wir haben mal ein ‚Eco Resort‘ besucht, das vom Konzept her perfekt war. Gefloppt ist es trotzdem, weil der Markt 2011 noch nicht dafür bereit war. Heute würden s’ denen die Tür einrennen.“
War das auch der Grund, den Nachhaltigkeitsschwerpunkt im Priesteregg erst 2019 in den Vordergrund zu stellen? „Nicht unbedingt. Ich habe einfach nicht gefunden, dass wir hervorhebenswert nachhaltig sind. Wir wollen ja auch niemanden missionieren: Wenn ein Gast jeden Tag frische Bettwäsche und neue Handtücher will, kriegt er sie auch. Aber natürlich können wir Gäste anstupsen und sie vielleicht dazu bringen, die Handtücher nur jeden zweiten Tag zu wechseln“, meint Hubert Oberlader.
Das entspricht genau seiner Philosophie der kleinen Schritte. „Wenn 90 Prozent aller Menschen um 10 Prozent mehr zu Nachhaltigkeit und Naturschutz beitragen, bringt das mehr, als wenn 10 Prozent um 90 Prozent mehr beitragen. Die breite Masse ist noch nicht bereit, der Umwelt zuliebe auf alles zu verzichten, aber 10 Prozent bedeuten: Ich muss auf gar nichts verzichten … oder nur auf sehr wenig.“
Die Priesteregg-Chalets, die 2009 errichtet wurden und äußerlich durch ihre Holzbauweise an Almhütten erinnern, waren von Beginn an nahezu CO2-neutral. Der große Sprung folgte aber 2019, als Familie Oberlader zwei neue Chalets und einen Pool in Auftrag gab. 12 Millionen Euro wurden insgesamt investiert, 1,8 Millionen allein in ein neuartiges Energiekonzept, das man gemeinsam mit der deutschen Firma Viessmann entwickelt hat. Sieben Energiesysteme versorgen seitdem alle 18 Chalets sowie das „Priesteregg Bad“ mit Wärme, Wasser und Strom. Sonne, Erde, Luft, Abwasser, Biomasse und Biogas dienen als Energiequellen für die ökologische Energieerzeugung.
Mittelfristig sollte sich diese Investition allein aufgrund der steigenden Energiepreise rentieren, doch auch die Gäste sind mittlerweile wesentlich nachhaltigkeitsbewusster als noch vor einigen Jahren. „Das merkt man alleine bei uns am Parkplatz“, lacht Oberlader. „Vor zehn Jahren sind da noch die Achtzylinder herumgestanden, heute sind ein Drittel Hybrid- und Elektroautos.“ Die Gäste im Priesteregg seien schon immer Naturliebhaber gewesen, „aber mittlerweile ist auch jedem bewusst, dass er ganz persönlich zum Schutz der Natur beitragen kann“.
Dass Corona die Nachfrage nach abgeschlossenen Wohneinheiten, wie sie Chaletdörfer bieten, in die Höhe getrieben hat, trägt zusätzlich zum Erfolg des Priestereggs bei. In den vergangenen beiden Sommersaisonen waren die Chalets fast durchgehend ausgebucht, Hubert Oberlader plant daher schon seinen nächsten Coup: Im Frühjahr 2022 soll auf dem Areal eines bestehenden Chalets eine Villa entstehen, die dem Thema Wasser gewidmet ist.
Auch mittel- und langfristige Pläne liegen in der Schublade, „die verwirklichen wir aber nur in Abstimmung mit unseren beiden Kindern. Renate und ich sind 54. Wir haben zwar noch immer viel Freude bei der Arbeit, aber trotzdem muss man irgendwann an die nächste Generation denken“, sagt Oberlader. Die Übergabe muss freilich noch warten: Sohn Lukas (24) studiert am MCI in Innsbruck, Tochter Carolina (22) fährt Ski und hat kürzlich den Sprung in den ÖSV-Europacup-Kader geschafft.
Titelbild: PRIESTEREGG Premium ECO Resort/guenterstandl.de
11. Januar 2022
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