Extreme Niederschlagsereignisse auf der einen Seite, Hitze und Dürre auf der anderen. Die Auswirkungen des Klimawandels sind spürbarer denn je. Wie sehr betrifft der Klimawandel das Hotel- und Gastgewerbe? Leider sehr, weil der Tourismus eine äußerst klimasensitive Branche ist. Ein Gastbeitrag von vitalpin.org.
Klima- und Wetterbedingungen beeinflussen das touristische Reise- und Freizeitverhalten in vielerlei Hinsicht. Leider sind die Alpen stärker vom Klimawandel betroffen als andere Regionen. Das liegt daran, weil die Erderwärmung über Gebirgen rascher voranschreitet. Das ständige Sekretariat der Alpenkonvention hält fest, dass seit Beginn der Aufzeichnungen die Alpen einen Temperaturanstieg von fast 2 °C verzeichneten. Das ist doppelt so viel wie in der restlichen nördlichen Hemisphäre. Grund genug, den Klimawandel nicht weiter anzuheizen und sich damit zu beschäftigen, welchen Beitrag man selbst leisten kann, um die Lage zu entschärfen.
Der Tourismus ist nicht nur Opfer, sondern auch Treiber des Klimawandels und steht damit in der Verantwortung. 8 % der weltweit von Menschen verursachten Treibhausgasemissionen entfallen auf die Tourismuswirtschaft. Eine Erhebung zum alpinen Wintertourismus in Österreich (Österreichischer Sachstandsbericht) fand heraus, dass der Anteil des alpinen Wintertourismus an den gesamten österreichweit verursachten CO2-Emissionen rund 5,6 % (gesamt 3,9 Mio. t CO2) beträgt.
Davon gehen 58 % auf das Konto von Beherbergung / Gastronomie, 38 % auf die An- und Abreise und den Zubringerverkehr und 4 % auf Lifte, Pistengeräte und Beschneiung. Die Beherbergungsbetriebe und die Gastronomie haben also einen wichtigen Schlüssel zur Reduktion der touristischen Klimabilanz in der Hand!
Für Unternehmen und Destinationen ist es nicht immer einfach, die passenden Einspar- und Sanierungsmaßnahmen zu finden – oft gibt es nur eine vage Vorstellung davon, welche touristischen Aktivitäten in einer Destination oder in einem Betrieb in welchem Ausmaß zum Klimawandel beitragen. Hier kann eine CO2-Bilanz helfen, die Stärken und Herausforderungen der eigenen Destination zu erkennen und so die Klimabelastungen der touristischen Aktivitäten schrittweise zu reduzieren.
Auf der Basis einer CO2-Bilanz – also mit „facts and figures“ zu allen Verbrauchswerten in einem Betrieb (wie zum Beispiel Energie, Strom, Wasser oder der Mitarbeiteranfahrt) – können touristische Anbieter darüber entscheiden, welche Maßnahmen zum Klimaschutz zu ergreifen sind und wie viel Geld dafür eingesetzt werden soll. Der Verein Vitalpin hat gemeinsam mit Climate Partner eine Klimaschutzinitiative ins Leben gerufen, die touristischen Betrieben genau dabei unterstützt. Gemeinsam werden die aktuellen CO2-Emissionen berechnet und Maßnahmen zur Vermeidung und Reduzierung entwickelt.
Klimaschutz lohnt sich auch, weil er eine Chance zur gezielten Profilierung bietet. Immer mehr Gäste fühlen sich von neuen klimafreundlichen Angeboten angesprochen – besonders jene Zielgruppen, die selbst bereit sind, etwas für den Klimaschutz zu tun. Innovationen im Energiebereich wie die Nutzung von regionalem Holz, Solarthermie in Wellnessanlagen oder Photovoltaik zum Betrieb von Bergrestaurants werten touristische Infrastrukturen in der Wahrnehmung der Gäste auf. Ein weiterer Grund, um aktiv zu werden.
Vitalpin ist eine gemeinnützige, nicht gewinnorientierte, unpolitische und international agierende Organisation mit Mitgliedern im gesamten deutschsprachigen Alpenraum. Die Dachorganisation vereint eine Million Menschen und Unternehmen in den Alpen, die von und mit dem Tourismus leben und von einem funktionierenden Tourismus abhängig sind. Vitalpin baut Brücken in eine Zukunft, in der Mensch, Wirtschaft und Natur im Gleichgewicht zueinanderstehen. Dabei vertritt Vitalpin Interessen, schafft Klarheit bei kontroversen Themen und stärkt das Bewusstsein für den Stellenwert des Tourismus in den Alpen.
Bild: Evan Wise/Unsplash
Beitrag: Sarah Twardella (Vitalpin.org)
28. Oktober 2021
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